How to Kritzel – eine Anleitung  

von Anna Maria Jungnickel

Kritzeln ist nur was für Kinder? Stimmt nicht! Genau das möchten wir euch heute in unserem Beitrag beweisen und zeigen, wie ihr im Arbeitsalltag das Kritzeln einsetzen könnt 

Montagmorgen, 8:00 Uhr: Workshopbeginn.  

Montagmorgen, 8:30 Uhr: Bereits nach einer halben Stunde stehen viele Notizen an den Flipcharts und Whiteboards in einer unleserlichen Schrift – keiner findet sich zurecht.  

Montagmorgen, 8:45 Uhr: Bei welchem Agendapunkt befinden wir uns eigentlich aktuell?  

Damit so ein Chaos nicht in einem eurer nächsten Workshops entsteht, gibt es die Methode  „Sketchnotes“. Eine einfache Methode, wie ihr zukünftig Unterlagen und Mitschriften visuell aufbereiten könnt – leserlich und verständlich.  

 

Was sind Sketchnotes 

Der Name der Methode setzt sich aus „sketch“ (wie „skizzieren“) und „note“ (für „notieren“) zusammen.  

Sketchnotes sind visuelle Notizen, die sich aus kleinen Skizzen, aber auch Buchstaben und anderen Grafikelementen zusammensetzen. Diese Methode ist 2013 durch Mike Rhode entwickelt worden.   

 

Warum sind Sketchnotes hilfreich?  

Der Vorteil dieser Methode sind die universellen Einsatzmöglichkeiten. Sie hilft beispielweise nicht nur bei der Vorbereitung oder Durchführung von Workshops, sondern auch bei der Aufbereitung von Zusammenfassungen im Studium können Sketchnotes eine große Unterstützung bieten. 

Denn Sketchnotes helfen komplexe Zusammenhänge einfacher darzustellen. Dadurch fallen Erklärungen leichter und die Zuhörer können dem Thema besser folgen.  

Weiterhin greift bei dieser Methode ganz klar der Ausspruch: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“ Hirnforscher haben herausgefunden, dass unser Gehirn den Großteil der Eindrücke visuell aufnimmt.  

Das hat zur Folge, dass wir Menschen uns visuelle Informationen viel besser merken können als Informationen aus dem Text.  

Aber auch im privaten Umfeld, beim Schreiben von Einkaufszetteln, dem Schreiben von Rezepten oder einer Partyplanung können die visuellen Notizen das Leben ein bisschen einfacher gestalten.  

 

Was brauche ich dafür? 

Diese Frage ist schnell beantwortet, denn für den Anfang reichen Stift und Papier.  

Natürlich gibt es auch hier wieder spezielle Stifte, die nochmal visuell unterstützend wirken, aber die Idee der Methode geht nicht verloren, wenn man beispielsweise einen herkömmlichen Bleistift oder Filzstift nutzt.  

 

Das Einmaleins des Kritzelns  

Ein wichtiger Gedanke, den jeder beim Sketchnoting im Hinterkopf haben sollte: „Jeder kann zeichnen.“ Denn die Methode möchte Inhalte vermitteln und nicht den nächsten Kunstpreis gewinnen.  

Die Basis der Sketchnotes bildet das visuelle Alphabet. Es besteht aus den folgenden Elementen:

Mit Hilfe dieser Grundformen könnt ihr alles zeichnen, wie die nächsten Beispiele zeigen:  

„Nimm nicht immer alles so wörtlich“ – Doch, hier bitte schon. 

Häufig sprechen wir unbewusst schon in Bildern. So bauen wir uns beispielsweise eine Eselsbrücke oder sprechen davon, dass die Zeit wie im Flug vergeht. Also warum stellen wir das alles nicht einfach visuell dar?    

Eine weitere wichtige Bedeutung haben die Symbole. Unser Gehirn verknüpft Worte mit Bildern, die uns ganz unbewusst ins Gedächtnis gerufen werden, sobald davon gesprochen wird.

Das bekannteste Beispiel ist hierbei wahrscheinlich die Glühbirne. Dieses Symbol wird uns ins Gedächtnis gerufen, wenn von einer Idee gesprochen wird oder gezeigt werden soll, dass jemandem ein Licht aufgegangen ist.  

Bevor nun kompliziert aufgeschrieben wird, dass es eine Idee gab, kann ganz schnell das Symbol mit den Grundformen gezeichnet werden.

Um die Methode sicher anwenden zu können, bedarf es natürlich einiges an Übung. Aber ihr werdet sehen, wie schnell es euch leichter fallen wird, eure Notizen visuell darzustellen.  

Als kleiner Tipp für den Anfang: Legt euch eine eigene Symbolbibliothek an. Das hilft gerade beim Aufbau des visuellen Wortschatzes. Diese Bibliothek muss nicht unbedingt auf Papier gezeichnet werden, sondern kann auch nur im Kopf existieren.  

Natürlich gibt es Sketchnotes auch digital. Hier mal eine kleine Auswahl an Apps: Pro Create, Work Visual, Adobe Draw oder auch Sketchbook Pro von Autodesk. 

Mit Hilfe der Sketchnotes können nun die Notizen übersichtlich aufbereitet werden. Um allerdings Ordnung in den oben beschriebenen Workshop zu bekommen, bedarf es einer weiteren Hilfe – dem Flipchart.  

Deshalb kommen hier ein paar Tipps, wie ihr dieses Hilfsmittel richtig einsetzt.  

 

Flipchart für Anfänger 

Das Flipchart hat seit dem Einzug digitaler Möglichkeiten, wie Beamer und PowerPoint-Präsentationen an Bedeutung verloren. Was eigentlich schade ist, denn es kann beispielsweise im Rahmen von Workshops vielfältig eingesetzt werden.  

Sketchnotes - Agenda

In unserer oben beschriebenen Situation könnte das Flipchart helfen, indem es als Agenda genutzt wird. Während der Workshopvorbereitung können hier die einzelnen Punkte aufgeschrieben werden, die besprochen werden sollen. Weiß der Zuhörer dann mal nicht genau, bei welchem Punkt sich die Gruppe gerade befindet, kann er schnell auf das Flipchart schauen und nachlesen.  

Aber auch für Brainstormings eignen sich Flipcharts sehr gut. Dazu wird die Thematik in die Mitte des Blattes geschrieben und die beteiligten Personen können ihre Ideen entweder mit Hilfe von Post-its um das Wort herum kleben oder sie werden durch einen Moderator angeschrieben.

 

Hier gilt: Weniger ist manchmal mehr.  

Damit das Flipchart und sein Inhalt die Betrachter nicht erschlagen, ist es wichtig, dass hier ein paar grundsätzliche Regeln eingehalten werden:  

  1. Jedes Flipchart braucht eine Überschrift. Denn nur dann wissen Betrachter und/oder Zuhörer was der Inhalt zu bedeuten hat. Um die Überschriften visuell hervorzuheben, eignen sich verschiedene Banner als UmrahmungenGroßbuchstaben und Farben für kleine Highlights.  

  2. Für den Text gilt, wie oben bereits erwähnt: weniger ist mehr. Denn füllt man sein Flipchart mit zu viel Text, verliert es die Übersichtlichkeit.  
     
  3. Bei der Schrift ist darauf zu achten, dass in Druckbuchstaben geschrieben wird. Denn Schreibschrift kann schnell zu einer Unleserlichkeit führen.  

  4. Nutzt Textboxen, Sprechblasen, Bulletpoints oder andere gestalterische Mittel, um Inhalte voneinander abzugrenzen.  

  5. Nutzt Bilder, Piktogramme und Symbole. Denn wie bereits oben erläutert: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“   

Neben diesen grundlegenden Regeln ist außerdem darauf zu achten, dass nur der wichtigste Inhalt auf ein Flipchart kommt. Es dient der Unterstützung und nicht der vollständigen Erklärung eines Themengebiets.

Deshalb ist es sehr wichtig, dass ihr euch gerade am Anfang bereits vorab Gedanken machen, was auf dem Flipchart gezeigt werden soll. Um ein besseres Gefühl für die Dimensionen des Papiers zu bekommen, kann zu Beginn auch mit Post-its als Platzhalter gearbeitet werden.  

Für die Gestaltung von Flipcharts eignen sich besonders Stifte mit Keilspitze, da dadurch mit verschiedenen Stärken der Stifte gearbeitet werden kann. Das Ganze schafft auch wieder optische Unterschiede.   

Gerade für den Einstieg in diese Themen sind zwei Bücher empfehlenswert: 

Wenn ihr nun von dem Einsatz von visuellen Notizen und Flipcharts überzeugt seid, werden solche anfangs beschriebenen Workshops der Vergangenheit angehören.  

Denn zukünftig können die Teilnehmer die Agenda am Flipchart ablesen und die Aufzeichnungen am Whiteboard werden mit Hilfe von Sketchnotes viel übersichtlicher und verständlicher dargestellt.  

Viel Spaß beim Kritzeln!